Die Rope Skipperinnen des TV Roringen hatten den perfekten Einstand bei der Weltmeisterschaft in Colorado Springs in den USA. In der Disziplin „Single Rope Speed Relay“ schob sich das Quartett mit Enja Kubitschke, Aenne Bannasch, Annika Reinhardt und Viviane Simon zwischen zwei Teams aus Hongkong.
Sie haben viel trainiert, Spenden für die WM-Finanzierung gesammelt und waren auf den Punkt fit: Die Rope Skipperinnen des TV Roringen haben die Weltmeisterschaften in Colorado Springs zu ihrer Bühne gemacht und bringen sechs Medaillen aus den USA mit.
Das Fazit kann nur positiv ausfallen: Für die Rope Skipperinnen des TV Roringen waren die Weltmeisterschaften in Colorado Springs eine Erfolgsgeschichte. Mehr als 8000 Kilometer und zwölf Flugstunden von dem kleinen Göttinger Ortsteil auf dem Berg entfernt schienen sich die sieben Springerinnen in 1800 Meter Höhe am Rand der Rocky Mountains so wohl zu fühlen, dass sie ihre Trainerin Astrid Reinhardt immer wieder zu Worten wie „unglaublich“ und „unfassbar“ animierten.
14 WM-Starts hatte sich die Gruppe aufgrund der Platzierungen bei den nationalen Qualifikationen gesichert, hinzu kamen im US-Bundesstaat noch vier Starts in den Finals dazu, für die sich die jeweils besten sechs Besten der Vorrunde platziert hatten. Die ersten beiden Tage waren Open-Tournament-Starts, für die sich die Springerinnen das Startrecht aufgrund der Plätze vier bis sechs bei den Deutschen Meisterschaften erkämpft hatten. Am Ende hatten alle „Großen“ im Team eine Silbermedaille. Im Single Rope Speed Relay kamen Aenne Bannasch, Viviane Simon, Annika Reinhardt und Enja Kubitschke auf Platz zwei. Ebenso wie Svenja Reinhardt, die einen fast fehlerfreien Freestyle hinlegte und durch Ausdrucksstärke und Schwierigkeit überzeugte.
Marlene Bringmann (14 Jahre) sammelte erste internationale Wettkampferfahrung und sprang mit Freude, Ausdruck aber auch kleinen Fehlern im Freestyle auf Platz 18. Die gleichaltrige Marlene Grajcar ging die drei Speed-Minuten ein wenig zu schnell an, ließ sich vom Publikum und den anderen Springern auf der Fläche zum Sprint anstecken, sodass sie zum Ende einige Fehler machte. Es reichte aber dennoch zu Platz 20.
Einhändiger Handstand begeistert Publikum
Dann folgte die Jugend-Weltmeisterschaft für die 12- bis 15-Jährigen. Als deutsche Meister im Wheel durften Bringmann und Grajcar ihr Können zeigen, und sie hatten das Publikum spätestens beim einhändigen Handstand von Bringmann auf ihrer Seite. Die Beiden überzeugten durch die Schwierigkeit des Freestyles und holten sich damit den Vizeweltmeistertitel. „Äußerlich haben sie sich von der Kulisse nicht ablenken lassen, doch welche Aufregung da war, kann man sich vielleicht ausmalen: erster internationaler Auftritt und dann solch ein Ergebnis“, jubelte die stolze Trainerin.
„Die Wettkampfwoche hat mit der Gruppe sehr viel Spaß gemacht. Man konnte so viele neue Erfahrungen sammeln“, sagte Bringmann. Und Grajcar schob nach: „Ich hatte so schöne Momente und habe so viel erlebt, das passt in keinen Koffer.“
Ab dem vierten Wettkampftag waren dann die älteren Springerinnen gefordert: Im Triple Under sprang Annika Reinhardt persönliche Bestleistung und qualifizierte sich für die Finals, Svenja Reinhardt erreichte Platz 13. Mit Double Under (10.), Double Dutch Speed Relay (10.), Pair (14.) und Team Freestyle (9.) ging es weiter.
Endspurt mit vier Roringer Finalteilnahmen
Dann begann der Endspurt, bei dem am Ende vier Finalteilnahmen heraussprangen: Im Double Dutch Pair lagen zeitweise die Nerven blank, denn in der Vorrunde wurde die falsche Musik eingespielt. Die TVR-Gruppe sprang zu den fremden Klängen, hatte nach einem Protest aber eine zweite Chance und wurde Vorrundenzweiter. Beim Finale wurde die richtige Musik eingespielt, die jungen Frauen sprangen im Spot auf der Wettkampffläche, auf den Sofas für die Springer durften die besten drei Teams immer sitzen bleiben. Und die Roringerinnen blieben sitzen, holten sich Silber – auch dank toller Unterstützung anderer deutscher Teammitglieder auf den Rängen.
Auch die Disziplin Double Dutch Triad lief in der Vorrunde mit Platz zwei sehr gut. Als Vorletzte der Finals gestartet, setzte sich das TVR-Quintett mit Bannasch, Kubitschke, Annika und Svenja Reinhardt sowie Simon an die Spitze. Auch die noch folgenden US-Amerikaner boten einen tollen Freestyle. „Die sechs Minuten Wartezeit auf deren Ergebnis kamen uns vor wie eine Ewigkeit. Die Nationalhymne für das eigene Team zu hören, hat mir dann doch Tränen in die Augen getrieben“, berichtete Trainerin Astrid Reinhardt.
Ihre Tochter Annika hatte keine Zeit, die Goldmedaille zu genießen. Sie musste fluchtartig das Podium verlassen, weil das Finale „Triple Under“ folgte, ihre fünf Konkurrentinnen warteten schon am anderen Ende der Halle. Die Gefühle der vorangegangenen Minuten ließen sich nicht verdrängen, die Konzentration war noch nicht wieder da. Annika Reinhardt verhakte sich nach 25 Sprüngen und blieb mit Platz sechs unter ihren Möglichkeiten.
Nachdem Annika und Svenja Reinhardt sich im „Wheel“ in der Vorrunde ärgerliche Fehler geleistet hatten, zogen sie als Fünfte – dank ihres Schwierigkeits-Levels – noch ins Finale ein. Und da lieferten sie ab: Sie hatten nur einen kleinen Fehler, ließen die Konkurrenz weit hinter sich und wurden Weltmeisterinnen. „Ich bin so stolz auf mein Team und unfassbar glücklich, ich hätte nie mit diesen Ergebnissen gerechnet“, sagte Annika Reinhardt. Und ihre Zwillingsschwester Svenja schob nach: „Ich glaube, mich muss erst einmal jemand kneifen. Ich bin so stolz auf das Team – egal ob Klein oder Groß.“
Großes Lob an die Trainerin des TV Roringen
Und auch die Teamkolleginnen, die ebenfalls Weltmeisterinnen sind, kamen aus dem Schwärmen nicht heraus: „Die WM war einfach unbeschreiblich. So viele neue Eindrücke und schöne Erinnerungen, die wir mit nach Hause nehmen“, sagte Bannasch. Und Simon, die Älteste unter den TVR-Springerinnen, sprach von einem „unvergesslichen Erlebnis“ und vergaß ihre Trainerin nicht: „Ohne Astrid wäre das nie möglich gewesen.“ Kubitschke hatte „mit diesem Ergebnis nie gerechnet. Ich bin so dankbar für die ganze Unterstützung von so vielen Menschen auf dem Weg hierher.“
Astrid Reinhardt lobte die Disziplin aller Springerinnen: „Es haben alle mitgezogen, das ist nicht selbstverständlich. Sie haben auf so viele Dinge verzichtet, um zu trainieren. Ich kann es noch gar nicht realisieren. Das muss in den nächsten Tagen erst einmal sacken. Die Videos werden wir noch einige Male anschauen, das ist gewiss.“